Edition H1 (Kunstbuch)

Zielscheibe: Bankenkritiker

"Olympus has fallen, Mr. Speaker!", schallt es aus dem Mobilfunkgerät. Das Weiße Haus ist von einer fremden Macht, einer terroristischen Gruppe Nordkoreas, überfallen und eingenommen worden. Das ist die Grundgeschichte des Thrillers "Olympus has fallen" mit Gerard Butler, Aaron Eckhart und Morgan Freeman, der fast zeitgleich mit Roland Emmerichs ähnlich gelagertem "White House Down" auf die Leinwand kam. Olympus ist ein klassischer Actionfilm mit allen Elementen, die das Genre vorgibt – Provenienz Hollywood: patriotisch, amerikanisch!

Die terroristische Gruppe fordert zwar den Abzug amerikanischer Truppen aus dem asiatischen Raum, will aber in Wirklichkeit die USA "in die Luft sprengen", ein für alle Mal eliminieren. Weshalb? Weil die Regierung der Vereinigten Staaten das Bankenmonopol nicht stoppt bzw. sich nicht gegen dieses durchsetzen kann.

Dass hier ausgerechnet Goldman Sachs und Konsorten für eine Verschwörungstheorie herhalten müssen, mag gar nicht so realitätsfremd sein (Wer hat diesen Film eigentlich finanziert?). Der Gedanke beängstigt dennoch. Meines Wissens ist es das erste Mal, dass als Feindbild der Bankensektor herhalten muss, zumindest in einem so oberflächlichen Streifen wie diesem. Tatsächlich hat es die Traumfabrik immer verstanden, wenn auch meist mit gewisser Zeitverzögerung, aktuelle, realpolitische Konflikte in ihre Filme einzubauen: Bei Rambo war es Afghanistan, bei Ironman ein chinesisch-mongolischer Khan, der lustigerweise (?) aussah wie Osama Bin Laden.

Bedenklich ist die Sache dahingehend, weil im Fahrtwind eines Machwerks wie "Olypmus has fallen" subtil-psychologisch jeder "Bankengegner" verunglimpft oder sogar als potenziell gefährlich abgestempelt wird. Ist es da Zufall, dass der Film über das übliche Maß hinaus brutale Szenen zeigt? Es würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn man demnächst Dialoge hört wie diesen: "Guck mal, Schatz, in den Nachrichten, da demonstrieren wieder so ein paar Spinner gegen die Banken. Wenn dat ma nich Terroristen sind."

Diskreditiert werden hier also ausgerechnet jene, die Leib und Leben riskieren, um Korruption, Finanzmissstände u. Ä. aufzudecken und bekannt zu machen. Wie praktisch für das Establishment! Mutige, gesellschaftlich wertvolle Whistleblower, Aufklärer, Hinterfrager oder sonstige konstruktive Kritiker büßen an Glaubwürdigkeit ein; zukünftige Assanges, Snowdens, Wallraffs und Hannemanns werden es noch schwerer haben, von der öffentlichen Meinung ernst genommen zu werden. 

Titel: Olympus has fallen – Die Welt in Gefahr
Originaltitel: Olympus has fallen
Jahr: 2013
Land: USA
Regie: Antoine Fuqua
Genre: Action, Thriller
Im Netz: www.olympusmovie.com
Verleih: Universum Film

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