Dass die Pharmaindustrie neue Präparate nicht mehr nur an Tieren, sondern gerne auch an Menschen – vornehmlich der Dritten Welt – testet, ist kein Geheimnis mehr. In der westlichen Welt melden sich lebensmüde Freiwillige, oft Studenten oder sozial Schwächere, für Medikamententests gegen Bares. In diesem Zusammenhang kommt es immer wieder zu Todesfällen. Davon handelt dieser Film.
Er handelt aber auch vom verzweifelten Kampf gegen ein übermächtiges System, das von Shareholder-Value-Denken geprägt ist.
Die Pharmaindustrie steht hier stellvertretend, weil sie – wie kein anderer Industriezweig – so offensichtlich die Gegensätzlichkeit von Marketing und Volkswohl verkörpert. Pharmaunternehmen sind Wirtschaftsbetriebe und können letztendlich nur Produkte absetzen, solange Menschen krank sind. Bei der "Entdeckung" (sprich: dem Definieren) neuer Krankheiten helfen sie daher tatkräftig mit (was auch der SPIEGEL-Redakteur Jörg Blech in seinem Bestseller "Die Krankheitserfinder" klar herausstellte).
Im Finale dieser sehenswerten französischen Filmproduktion kulminiert die Situation, als der Hauptdarsteller, für den Tod seines Sohnes Gründe suchend, seine Ausweglosigkeit erkennt und die Verantwortliche des übermächtig wirkenden Pharmariesen ihn zum unfreiwilligen Mittäter in einem verkommenen System abstempeln will und damit hochmütig den Bogen überspannt: Der Protagonist verschafft sich Genugtuung und opfert sich schließlich selbst. Nur so gelingt ihm, was anders nicht möglich schien: Das Thema "illegale Medikamententests" durchs Hintertürchen aufs Gerichtsparkett zu befördern – und damit ins Licht der (medialen) Öffentlichkeit.
Titel: | The Protocol – Jeder Tod hat seinen Preis |
Originaltitel: | Le Nouveau Protocole |
Jahr: | 2008 |
Land: | Frankreich |
Regie: | Thomas Vincent |
Genre: | Thriller, Drama |
Im Netz: | |
Vertrieb: | Koch Media |