Edition H1 (Kunstbuch)

Herzensrächer

Organtransplantationen haben, trotz aller Überlebenshilfe, die sie Betroffenen in Aussicht stellen, etwas Schauriges. Nicht nur, weil bei aller "Körperbastelei" etwas Frankensteinhaftes mitschwingt. Auch, da es immer wieder Hinweise darauf gibt, dass mit der Übernahme des Organs eine Charakterveränderung einhergehen könne, insbesondere bei Herzverpflanzungen.

In "Das schwarze Herz" wird Terry (Josh Lucas), ein liebevoller alleinerziehender Familienvater, zu seltsamen Racheakten getrieben. Erst nach und nach versteht er, dass sein Organspender eines gewaltsamen Todes starb und das dessen Herz, nun in seiner Brust schlagend, die Mörder wiedererkennt.

Der Literaturbewanderte wird sogleich eine Grundähnlichkeit zu Edgar Allan Poes Kurzgeschichte "The Tall-Tale Heart" (deutsch: "Das verräterische Herz") feststellen, die hier in der Tat Pate stand (der englische Titel macht auch kein Geheimnis daraus).

Trotz aller Fiktion haben Regisseur und Produzenten (die Action-Experten Tony und Ridley Scott) gut recherchiert. Im Film erlangt Terry mit dem "neuen" Herzen eine ungewöhnliche Widerstandsfähigkeit. Die Filmemacher bedienten sich dabei einer medizinischen Sensation, die einen realen Hintergrund hat: Der Organempfänger übernimmt die Blutgruppe des Spenders, wodurch eine Abstoßungsreaktion ausbleibt Tatsächlich ereignet hatte sich ein solcher Fall vor einigen Jahren bei einer jungen Australierin nach eine Lebertransplantation (die Medien berichteten).

Was dem ganzen Geschehen im Film noch eins drauf setzt und diesen noch perfider erscheinen lässt: Die "herzlosen" Täter waren Sanitäter, die bewusst einen Totkranken ausgekoren hatten, um ihn um sein Vitalorgan zu berauben. Dass dabei auch dessen Frau umgebracht werden musste, fiel für sie unter die Kategorie "Kollateralschaden". Sicher nicht weit entfernt von der Realität: Organhandel gehört zu den kaltblütigsten organisierten Verbrechen.

Obwohl der Streifen weitgehend von ruhigen Momenten getragen wird und den Horror subtil transportiert (auch durch einen gekonnt eingebundenen Soundtrack), ist er doch auch mit äußerst derben Szenen gespickt, so dass ich dem zartbesaiteten Zuschauer eher zur FSK-16-Fassung raten möchte.

Im Nachgang wirft der Film etliche ethische Fragen auf:

  1. Darf man ältere gebrechliche oder totkranke Menschen töten, um mit deren Organen das Leben Anderer, Jüngerer zu retten, wie es in manchen "Wissenschaftlerkreisen" bereits diskutiert wird? (wie schmal der Grat dabei ist, wird in der Schlusssequenz des Filmes deutlich)
  2. Wie können beim Organhandel ein illegale Praktiken unterbunden werden?
    Und nicht zuletzt:
  3. Wie zurechnungsfähig ist jemand, dessen Spenderherz ihn zu Verbrechen verführt? Wie sind solche Fälle juristisch zu behandeln? 
Titel: Das schwarze Herz
Originaltitel: Tell-Tale
Jahr: 2009
Land: Großbritannien, USA
Regie: Michael Cuesta
Genre: Drama, Thriller, Horror
Im Netz:
Vertrieb: Ascot Elite

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