Edition H1 (Kunstbuch)

Wer wird Internetstaatsbürger?

Das Internet wird von rund 2,5 Milliarden Menschen besiedelt. Damit ist es das bevölkerungsreichste Land der Welt, ja wenn es denn ein Land wäre. Warum eigentlich nicht eines gründen? Gibt’s schon, im Film „8th Wonderland“: Eine verstreute Gruppe von Webusern trifft sich regelmäßig in ihrem virtuellen Staat, den sie aus Protest und zunächst im Geheimen basisdemokratisch errichtet haben. Sie wollen nicht lamentieren, sondern durch Taten auf Missstände hinweisen.

Dazu lässt man sich humorvoll-provokante Aktionen einfallen, die dann per Abstimmung ausgewählt werden (so etwa eine in Massenauflage gedruckte „Darwinbibel“ oder das Dekorieren des Vatikans mit Kondomautomaten). Schon bald bekommen die Netzbürger kräftig Zuwachs, die Maßnahmen kommen an. Doch mit zunehmender Popularität und internationaler Ausweitung werden die Dinge auch komplizierter: Es zeigen sich Trittbrettfahrer, Verleumder und Saboteure – fast wie im „echten“ Leben. Irgendwann dreht die Stimmung, die Aktionen werden militanter. Bedeutet das auch das Ende der virtuellen Demokratie?

Dieser französische Spielfilm erhielt bereits 2009 mehrere Auszeichnungen, hierzulande kennt ihn jedoch kaum jemand. Im Grunde ein  Bildungsmuss für jeden Freund von mehr Mitbestimmung; Piraten gehen gleich auf 8thwonderland.com (nein, das ist nicht die Filmwebsite).

Titel: 8. Wonderland
Originaltitel: 8th Wonderland
Jahr: 2008
Land: Frankreich
Regie: Nicolas Alberny, Jean Mach
Genre: Science-Fiction
Im Netz: www.8wonderland.org
Vertrieb: Indigo

→ Dieser Beitrag erschien in zeitgeist-Ausgabe 31

→ Diesen Film auf DVD erwerben


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