Edition H1 (Kunstbuch)

Mysterium Bewusstsein: Spiritueller Filmboom hält an

„Von der Wissenschaft zu Gott“, so lautet ein kürzlich im J. Kamphausen Verlag auf DVD veröffentlichter Filmbeitrag von Peter Russell, Physiker und
Urgestein der New-Age-Szene, den vielleicht manche noch von seinem Bestseller „Die erwachende Erde“ kennen. Die nächste große Aufgabe der Wissenschaft sei es, so Russell, die Natur des Bewusstseins zu erforschen

– und sich unbeantworteten Fragen zu stellen: „Warum sind wir uns überhaupt bewusst?“, „Wie kann ein physischer Prozess wie das Sehen zu einer Erfahrung im Gehirn führen?“ Wirklich verstehen könnten wir die Zusammenhänge jedoch erst durch eine „Integration unseres wissenschaftlichen Verständnisses in die Weisheit spiritueller Traditionen“. Zentral ist für ihn die Sinnfrage, und dazu zitiert er den Dalai Lama, über den jüngst und zeitgeistig passend ein neuer Film („10 Fragen an den Dalai Lama“) in die Kinos kam: Am Ende wünsche sich jeder Mensch dasselbe, einen friedlichen Gemütszustand. Nicht im Außen, nur in uns fänden wir echte Erfüllung. In dem, was er zur Erkundung des „inneren Raumes“ rät, bleibt Russell dann aber unpräzise: Frei nach Eckhart Tolle solle man seine Aufmerksamkeit auf das lenken, was im Moment ist; das Denken hingegen verurteilt er (Ist Wahrnehmen für ihn kein Denken?). Alles in allem dennoch  informativ.

Ebenso wie die Doku-Neuerscheinung „Staya Erusa“, Nachfolgefilm von „Bleep“ auf DVD im Horizon-Film-Vertrieb. Uri Gellers außergewöhnliche – und durch die zwielichtige „Nachfolgersuche“ im TV von Neuem umstrittene – Fähigkeiten dienen hier als Aufhänger (über die gesamte Länge des Films spielt Geller allerdings nur eine Nebenrolle), um über anderthalb Stunden einen kurzweiligen Überblick über verschiedene Phänomene des Bewusstseins sowie dessen Erweiterung (von übersinnlichen Fähigkeiten über Wiedergeburt bis hin zu außerirdischem Leben) zu geben, wobei die mitgelieferten Erklärungen nicht als Möglichkeit, sondern als unzweifelhafte Fakten präsentiert werden – das ist der einzige Wermutstropfen. Der propagierte Paradigmenwechsel findet gewiss trotzdem statt – nicht nur auf der Kinoleinwand.

→ Dieser Beitrag erschien in zeitgeist-Printausgabe 28 (1-2008).


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