Obgleich technologisch ein alter Hut, steht die Transpondertechnik inzwischen kurz davor, sich zu einem Spitzenprodukt zu mausern. RFID heißt das Zauberwort und bedeutet soviel wie "Radio Frequenz Identifikation". Quasi im Vorübergehen können Daten von einem mobilen Funk-Chip gelesen werden, der so klein ist, dass er kaum auffällt. Handelsketten wie Metro oder Wal-Mart haben die Möglichkeiten dieses "Schnüffel-Chips" längst für sich erkannt, berichtete die "MONITOR"-Sendung am 8.01.2004. Versteckt in Schuhsohlen, Krawatten oder Joghurtbechern, ermöglicht RFID eine genaue Verfolgung von Warenströmen. Nützlich vor allem deshalb, weil RFID-Lesegeräte ihre Funkwellen selbst durch Verpackungen hindurch senden und Kenndaten bis zu einer Entfernung von mehreren Metern in Sekundenbruchteilen abrufen können. Waren könnten z. B. beim Verlassen des Ladens automatisch von der Kreditkarte des Kunden – auch besetzt mit einem Chip – abgebucht werden. Auf diese Weise könnte nicht nur Kassenpersonal eingespart, sondern dem Kunden beim nächsten Besuch auch die Einkaufsliste vom letzten Mal angezeigt werden. Selektive Werbung, ein Szenario, dass wir aus dem Science-Fiction-Thriller "Minority Report" – vom Regisseur Steven Spielberg auf das Jahr 2054 datiert - kennen. Doch die Zukunft ist nicht mehr so fern. Der Handelsgigant Metro zeigt bereits heute in seinem "Future Store" in Rheinberg bei Duisburg, was er unter intelligentem Einkaufen zukünftig versteht. Dort sind Produkte bereits probeweise mit den Mini-Chips bestückt. Langfristig soll RFID die klassischen Barcodes ablösen, denn die RFID-Technologie eröffnet durch die Transparenz der Kundendaten auch ungeahnte Möglichkeiten, den Verbraucher auszuspionieren und sein Kaufverhalten zu lenken. Doch nicht nur das: Sobald Personendaten mit Produktdaten verknüpft werden, kann mithilfe der Minipeilsender leicht ermittelt werden, wo sie sich gerade aufhalten (und vielleicht lieber unbeobachtet blieben), über den Besuch von Apotheken abgeleitet werden, an welcher Krankheit sie leiden. Auch der Staat sympathisiert ob dieser Perspektiven mit RFID, plant den Einsatz in Reisepässen. Die Europäische Zentralbank träumt von fälschungssicheren Banknoten mit RFID und auch das US-Verteidigungsministerium beginnt, sich für die Mini-Chips zu interessieren. Ein Schneeball-Effekt, der die bislang noch teuren Winzlinge wohl bald zur superbilligen Massenware lassen wird. Wie allerdings vermieden werden kann, dass Unbefugte vertrauliche Daten missbrauchen, ist ungeklärt – sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Behörden. Die totale Überwachung rückt in greifbare Nähe. Kaum verwunderlich, dass Metros Future Store deshalb erst kürzlich den "Big-Brother-Award Verbraucherschutz" verliehen bekam. Schöne neue Welt.
(QUELLEN: www.monitor.de, www.big-brother-award.de)