Die Welt ist klein. Das ist seit 1967 wissenschaftlich bewiesen: Nach dem „Small-World-Phänomen“ des Sozialpsychologen Stanley Milgram (1933–1984) ist jeder Mensch mit jedem beliebigen anderen Menschen auf diesem Planeten über durchschnittlich sechs Ecken verbunden. Milgram schickte seinerzeit einen Postsack voller Briefe an zufällig ausgewählte Bekannte. Sie waren mit der Bitte versehen, diese an einen Börsenbroker in der Nähe von Boston weiterzuleiten. Aber nicht direkt, sondern über Freunde, die diesem Börsenbroker am wahrscheinlichsten „nahe stehen“. Viele dieser umständlich verschickten Briefe gelangten tatsächlich an ihr Ziel, und im Schnitt lagen nur sechs „Schritte“ zwischen Absender und Empfänger. Leute verbinden, Wissen austauschen, die Welt kleiner machen – Netzwerke sind aus der aktuellen Diskussion, vor allem um das Internet, nicht mehr wegzudenken. Vorbei die Zeit, als Beziehungen als „Vitamin B“, „Vetternwirtschaft“ oder „Klüngel“ abgewertet wurden. Netzwerken oder neudeutsch Social Networking gilt inzwischen genauso als Soft Skill wie Teamfähigkeit oder Motivation. Vor allem ist es nützlich für die Karriere. Eine Reihe von Firmen versucht seit einiger Zeit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse Milgrams in funktionsfähige Geschäftsstrategien umzuwandeln. Zu den erfolgreichsten Projekten gehören wohl das von einem Deutschen ins Leben gerufene „Xing“ (www.xing.com, vormals OpenBC), zugleich Pionier unter den Onlinevernetzern, aber auch „Friendster“ (www.friendster.com) oder das weltweit größte Businesskontaktnetzwerk „LinkedIn“ (www.linkedin.com). Manchem stellt sich jedoch die Frage, ob Wissenteilen tatsächlich immer nur Gewinn bringt. Gut verdienende Menschen legen hier ihr Profil und Beziehungsgeflecht offen und locken so auch listige Verkäufer an: Versicherungsvertreter beispielsweise, die mithilfe jener Plattformen hoffen, neue Kunden zu gewinnen. Um den Missbrauch von Kontakten für „Spamming“ oder Netzwerkmarketing zu unterbinden, bieten einige Empfehlungsnetzwerke Premiummitgliedschaften an – oder sie basieren auf strikten Regeln, wie etwa die „Lokalisten“ (www.lokalisten.de), bei der ein Zugang nur mit persönlicher Einladung möglich ist. Zudem wird dadurch Exklusivität gewahrt und die Plattform natürlich noch attraktiver. Welche Netzwerkphilosophie man auch bevorzugen mag – eine gewisse Aufgeschlossenheit sollte man mitbringen, sonst macht das Ganze keinen Spaß. Fraglich bleibt, inwieweit der freie und selbstbewusste (oder eher naive?) Umgang mit persönlichen Daten einer Big-Brother-Mentalität Vorschub leistet.