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Edition H1 (Kunstbuch)

Weg von der Selbstzerstörung - hin zur Lebenslust

Multitasking, Aufschieberitis & Co.

Von THOMAS RÖTTCHER

„Workaholics“, für die Arbeit eine Droge ist, oder „Paniacs“, die meinen, nur unter Hochdruck etwas leisten zu können, genießen in unserer Leistungsgesellschaft durchaus Bewunderung. Bis sie dem Raubbau Tribut zollen müssen. Denn dass das System Mensch nicht endlos belastbar ist, wird erst allmählich zur Gewissheit. Als Berufskrankheit noch nicht anerkannt, sind auch immer mehr junge Menschen vom Burnout betroffen. Wenn wir uns also selbst so sehr schinden, gilt es herauszufinden, wo konkret die größten Fallstricke lauern. Der Autor begab sich, auch aus persönlicher Betroffenheit, auf die Suche nach den Saboteuren.

Artikelauszug: vollständiger Text in zeitgeist-Printausgabe 32

Der Zusammenbruch kommt schlagartig, nichts geht mehr. Allenfalls der Wille zum Durchhalten ist noch vorhanden, doch es hilft nichts: Körper und Seele streiken. Ein Schicksal, das heute Millionen Menschen ereilt, den einen früher, den anderen später. Das Fatale daran: Die Krise kündigt sich zwar an, doch die Zeichen werden zumeist übersehen oder falsch gedeutet. Denn Burnout hat viele Gesichter: Antriebslosigkeit, Versagensängste und Konzentrationsstörungen sind noch die harmloseren, denn auch Panikattacken zählen dazu, das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Der Kollaps kann aber zudem voll auf den Körper durchschlagen, sei es in Form anhaltender Müdigkeit, Kopf- oder Rückenschmerzen, im schlimmsten Fall als Herzversagen.

Den Krankenkassen entlockt die Diagnose „Depressives Erschöpfungssyndrom“ indes nur ein müdes Schulterzucken. Was auch daran liegen mag, dass sich die Wissenschaft hinsichtlich der Ursachen uneins ist bzw. bislang nur Vermutungen äußert: Stress, Leistungsdruck, mangelnde Anerkennung, fehlendes soziales Netz, seelische Vereinsamung usw. usf. Viele sehen im Ausgebranntsein deshalb auch ein Symptom unserer auf Wachstum getrimmten Konsumgesellschaft, Stichwort „Turbokapitalismus“. In der Generation der 20- bis 30-Jährigen wird teilweise sogar Ritalin u. Ä. eingeschmissen, um noch leistungsfähiger zu sein – der Gipfel der Selbstausbeutung, was den Verfall zusätzlich beschleunigt. Der Getriebene werde damit zum Seismographen der Fehlentwicklung, schreibt Martina Leibovici-Mühlberger in „Die Burnout-Lüge“.

Mithin erstaunlich, wie lange das System Mensch Dauerdruck standhalten kann, sofern man sich nicht völlig übernimmt und an Ausgleich denkt. Der gesunde Menschenverstand sagt einem schon irgendwann, dass sich wenig frische Luft und Bewegung, einseitige Belastung und Ernährung, kaum Entspannung – überhaupt wenig Nährendes für Körper und Seele – nicht zuträglich sein können. Es gibt allerdings einige kardinale Denk- und Verhaltensmuster, welche unsere Widerstandskraft, die Resilienz, besonders stark angreifen und uns für einen Burnout prädisponieren. Diese „Tücken des Geistes“ sollen im Folgenden näher betrachtet werden: (...)

In Ausgabe 32 erhalten Sie außerdem Anregungen, wie Sie das Thema Burnout selbstverantwortlich angehen können.


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