Golf-von-Mexiko-Öl-Desaster: Kommt die Atombombe, um das Leck zu schließen?

Von FRIEDERIKE BECK

Wie sich die Bilder gleichen – oder auch nicht: Vor über 30 Jahren kam es im Golf von Mexiko schon einmal zu einer Blowout-Katastrophe. Die damalige Explorationsplattform wurde sogar von derselben Firma betrieben (unter anderem Namen allerdings), und selbst die "Rettungsmaßnahmen" gleichen denen von heute, auch in ihrer Erfolgslosigkeit. Den Ölaustritt zum Stoppen brachten 1979 – nach über neun Monaten – zwei Entlastungsbohrungen, wie "Nano" berichtete. Diesmal allerdings könnten ganz andere Kaliber zum Einsatz kommen, konkret: Nuklearsprengungen, wie Aussagen mancher Experten vermuten lassen. Die Folgen würden, aufgrund der tektonischen Besonderheit der Region, mit hoher Wahrscheinlichkeit verheerend sein – nicht nur für die Anrainerstaaten.

Unterwasser-Explosion einer Atombombe im Jahre 1958 (Bild: Wikimedia Commons) 

 

Im April dieses Jahres zerbarst die Bohrinsel "Deepwater Horizon" der britischen BP im Golf von Mexiko. Eine riesige schwarze Öl-Wasser-Wolke, ja da Wasser selbst, brannte um die Überreste der Bohrinsel und konnte nur mit Mühe gelöscht werden. Seitdem strömt aus dem Bohrkanal der havarierten Insel ungehindert Öl in den Golf von Mexiko. Auch eine spektakuläre Maßnahme („Top Kill“), Schlamm mittels einer Kanone mit 30.000 PS in den Kanal zu schießen, um diesen zu verschließen, schlug fehl, und es gibt mehr und mehr Stimmen, die behaupten, diese Aktion hätte dazu geführt, die Einfassung des Bohrkanals zu zerstören, sodass das Öl sich jetzt noch unkontrollierter seinen Weg unter dem Meeresboden an die Oberfläche suche.

Zunächst wundert es, wie wenig sachliche Information in den deutschen Medien übermittelt wird. Der aktuelle "SPIEGEL" ergeht sich beispielsweise in Spekulationen über Schadensersatzzahlungen durch BP, als ob ein Ende des Desasters schon abzusehen wäre. Dem ist nicht so. Auch über das eigentliche Ausmaß bestehen erhebliche Zweifel.

120.000 Barrel pro Tag (einige Quellen sprechen von 500.000 oder gar mehreren Millionen Barrel) entströmen dem Leck mit der eruptiven Kraft eines Vulkans

Fest steht: Die momentanen Zahlen, die offiziell genannt werden sind: 120.000 Barrel pro Tag (einige Quellen sprechen von 500.000 oder gar mehreren Millionen Barrel) entströmen dem Leck mit der eruptiven Kraft eines Vulkans. Ein Barrel Öl entspricht ca. 159 Liter, d. h. pro Tag strömen über 19 Millionen Liter in den Atlantik (19.080.000 l). Eine erhebliche Fläche des Golfs von Mexiko ist bereits von Ölschlick bedeckt, d. h. es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann der gesamte Golf mit Öl zugedeckt sein wird.

Aber es ist nicht nur Öl, was ausströmt. So mehren sich Hinweise, dass dem Öl auch Gase beigemengt sind: Etwa 40 % der Gesamtmenge soll das gesundheitsschädliche Methangas ausmachen, wie FOCUS Online am 18.6.2010 schrieb:

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"Dieses Gas könnte möglicherweise das Meeresleben ersticken, befürchten Wissenschaftler. Es entstünden „Todeszonen“, in denen der Sauerstoffgehalt so niedrig ist, dass kaum noch Leben existieren kann. Das Öl aus dem Leck enthält rund 40 Prozent Methan – eine außergewöhnlich hohe Konzentration, normal sind fünf Prozent, wie der Ozeanforscher John Kessler von der Texas A&M Universität erklärt. Das bedeutet, dass vermutlich riesige Mengen Methan mit dem nicht abgesaugten Öl in den Golf gelangt sind. „Dies ist die heftigste Methan-Eruption in der modernen Menschheitsgeschichte“, sagt Kessler."

Den Weg in die Katastrophe hatte Obama gegen heftigen Widerstand von Umweltschützern im März dieses Jahres beschritten, als er Probebohrungen im Golf von Mexiko erlaubte (vgl. ZEIT Online vom 31.3.2010):

"Auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews im Bundesstaat Maryland kündigte Obama neue Wege an, um die heimischen Energiequellen auszuschöpfen. Dabei werde er auch die Interessen des Naturschutzes berücksichtigen, sagte der Präsident und rechtfertigte damit seine energiepolitische Kehrtwende. ‚Wir werden neue Technologien einsetzen, um die Auswirkungen der Ölförderung zu mindern.’ Obama versprach: ‚Wir schützen Gebiete, die wichtig für den Tourismus, die Umwelt und unsere nationale Sicherheit sind.’"

Wunderbar, yes we can – aber Obama ging es vor allem um eine Reduzierung der US-amerikanischen Abhängigkeit vom arabischen Öl.

Dass der Golf von Mexiko ein risikoreiches Gebiet ist und es dort riesige Methangasvorkommen gibt, weiß man schon seit Jahren

"Die von Obama erstmals erlaubten Probebohrungen am südlichen Atlantik stehen unter dem Vorbehalt, dass die Regierung zuvor in geologischen Studien das Risiko für die Umwelt abschätzt und die Förderung gegebenenfalls verbietet", so die ZEIT weiter. Heute wissen wir, dass die geologischen Studien wohl kaum ihr Geld wert waren. Denn dass der Golf von Mexiko ein risikoreiches Gebiet ist und es dort riesige Methangasvorkommen gibt, weiß man schon seit Jahren: Bereits im Juni 2004 berichtete "GEOTIMES" von neuen Erkenntnissen:

 Mit Gas vermischte Methanhydrateim Schlamm versteckt auf dem Meeresboden im Golf von Mexiko (Bild: Roger Sassen, Geochemical & Environmental Research Group, Texas A&M Unversity)

 

"Das Forschungsprogramm im Golf von Mexiko (…) wird die Gefahren beurteilen, die resultieren, wenn man durch instabiles Methanhydrat und andere Gaslagerstätten bohrt; diese reichen von kollabierten Bohrlöchern bis zu der Möglichkeit, das küstennahe Hänge destabilisiert werden. Durch die geologischen Erdzeiten hindurch, könnten Methanhydrate für große Klimaveränderungen gefolgt von Massensterben verantwortlich gewesen sein. Wissenschaftler hatten die Hypothese aufgestellt, dass ein Wechsel des Drucks und der Temperatur oder andere Auslöser wie z. B. Klimawandel oder von Menschen verursachte verschärfende Faktoren wie das Anbohren eines Feldes mit mehreren Bohrlöchern, die Methanhydrate destabilisieren könnten, mit der Folge, dass sie kollabieren, sodass große Mengen von Methangas in die Atmosphäre freigesetzt würden."

Ist das nicht eine korrekte Beschreibung der derzeitigen Situation schon im Jahr 2004?1

Das genannte Forschungsvorhaben, das von verschiedenen Ölfirmen zusammen mit der Universität Texas initiiert wurde, läuft schon seit dem Jahr 2000 mit dem Ziel, den Golf von Mexiko seismisch zu kartieren – eine Methode zur Evaluierung der angenommenen riesigen tiefen Gaslagerstätten.

Die Probebohrungen hatten in 5.500 Metern Tiefe stattgefunden, die Testbohrung sollte in 11.000 Meter Tiefe führen und wurde am 20.4.2010 durch den bekannten Vulkan aus Öl, Gas und Schlamm mit einem Desaster beendet.

"Normalerweise hält der Druck von Hunderten von Metern Wasser darüber das gefrorene Methan stabil"

Die Technik für derart tiefe Bohrungen wurde erst ab dem Jahr 2001 entwickelt, nur die Russen hatten überhaupt schon einmal auf 12.000 Meter Tiefe gebohrt – allerdings jedoch nicht in die dünnere ozeanische Erdkruste (Stärke: 5–10 km), sondern in die dickere kontinentale (Stärke: ca. 30 km).

Vor der Zerstörung einer Offshore-Plattform durch das Anbohren von Methanhydraten und der daraus resultierenden Umweltkatastrophe wurde bereits 2004 in einem Wissenschaftsbeitrag gewarnt (Bild: Juna Kurihara)

Auch ein Artikel von "Sciences Notes 2004" mit der fast prophetischen Überschrift „Energy Saviour? Or impending disaster?" (Energie-Retter? Oder bevorstehendes Desaster?) mit einer ebenso prophetischen wie unheimlichen voranstehenden Illustration widmet sich dem Thema. Im folgenden ein Zitat aus dem Artikel, der wie eine düstere Vorausahnung der derzeitigen Lage wirkt:

"Der geologische Bericht der Vereinigten Staaten schätzt, dass die Gesamtvorkommen an Naturgas in Methanhydraten alle bekannten Öl-, Kohle- und Gaslagerstätten auf Erden an Energiegehalt übersteigt, obwohl nur ein Bruchteil des gefrorenen Brennstoffs extrahierbar sein wird. Die Hydrate können sich an jedem Längengrad der Erde bilden, wenn Temperatur und Druckbedingungen passen, und sie sind üblicherweise unter dem Meeresboden mit Sediment gemischt.

Es gibt jedoch einen Haken: Methanhydrate bieten der Energieindustrie sowohl Gefahren als auch Möglichkeiten, warnt Charlie Paull, ein Geochemiker am Monterey Bay Aquarium Forschungsinstitut in Moss Landing, Kalifornien. Bohrunternehmungen in der Tiefsee, die Meeresbodenlagerstätten des eisigen Brennstoffs schmelzen, könnten unter bestimmten Bedingungen einen Unterwasserunfall bewirken.

Das Risiko rührt nicht nur daher, dass man Hydrate selbst anbohren könnte, sondern vom Drang der Ölfirmen und Regierungen, in tieferen Gewässern, als jemals zuvor erreicht, nach Erdöl zu suchen, sagte Paull. Angetrieben durch die höchsten Ölpreise seit zehn Jahren, entnehmen Ingenieure im Golf von Mexiko und in der Nordsee Öl und Naturgas aus mehr als einem Kilometer Tiefe – und kommen damit in die Zone, wo das Methanhydrat sich mit Sedimenten und Felsgestein mischt.

Normalerweise hält der Druck von Hunderten von Metern Wasser darüber das gefrorene Methan stabil. Aber die Hitze der Ölbohrung und der Erdölleitungen hat das Potenzial, es langsam zu destabilisieren, mit möglicherweise katastrophalen Ergebnissen. Schmelzendes Hydrat könnte, wenn es sich auflöst, Unterwasserlandrutsche auslösen. In der Tat haben Wissenschaftler die Hypothese aufgestellt, dass vor 8.000 Jahren sich auflösendes Hydrat dabei half, einen gigantischen Landrutsch unter der Nordsee auszulösen. Der darauf folgende Tsunami schliff die norwegischen Fjorde und verstreute Meeresbodensedimente über Holland und Schottland. Obgleich niemand vorhersagt, dass Bohrungen ein Ereignis von solch katastrophalen Ausmaßen auslösen könnte, könnte doch ein Unterwasserrutsch in einem Ölfeld ungeheuren Umweltschaden anrichten – durch Ölströme, die man nicht leicht stoppen kann."

Wahrhaft prophetische Worte!

Wo findet das Desaster nun eigentlich genau statt? Hierzu gibt es einen Beitrag von Globalresearch, der eine Vielzahl von Landkarten zeigt. Wichtiger Erkenntnisgewinn nach Betrachten des Kartenmaterials ist vor allem, dass der Ölvulkan an einem steilen Abhang als quasi an einem unterseeischen Gebirge bzw. Canyon liegt. Auf dem Seeboden dieses Gebietes liegen einige hundert Meter loser Schlamm. Viele Tiefseeölfelder des Golfes von Mexiko sind zudem instabil, d. h. tektonisch aktiv!

Die meisten geologischen Informationen werden von BP unter Verschluss gehalten

Die meisten geologischen Informationen werden von BP unter Verschluss gehalten, jedoch gibt ein Beitrag von Washington’s Blog einen guten Überblick über die einschlägigen Infos, die zugänglich sind. Der besagte Beitrag fasst das hier Wichtige einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit der Columbia Universität, Titel: "Prospectivity of the Ultra-Deepwater Gulf of Mexico" (Ölsuche im ultratiefen Gewässer des Golfs von Mexiko) von Roger N. Anderson und Albert Boulanger zusammen:

"Falls die Geologie bei Block 252 so ist, wie sie von Anderson und Boulanger für die Golf-Ölregion als ganze beschrieben wird, dann könnte es schwierig sein, das Ölausströmen zu stoppen, bevor die Entlastungsbrunnen gebohrt sind (was einige Monate dauern wird). Falls es wiederum Salzschichten direkt unter dem Meeresboden, hohe Porosität nahe der Oberfläche oder Salzbewegungen gibt, so wird eine Versiegelung des Lecks indem man die Steigrohre und die Ölausbruchsventile verstopft, eventuell nicht funktionieren. Der Öldruck steigt mit derartigem Hochdruck auf, dass die Versiegelung der Leckage auf dem Niveau des Meeresbodens einfach bedeuten könnte, dass das Öl irgendwo anders in der Nähe ausströmen würde."

Schaut man sich man die Studie der Columbia-Universität an, findet man gleich auf Seite eins eine Abbildung der sogenannten Sigbee-Salzschicht, und zwar genau in der Region, in der sich die Deepwater Horizon befand, mit folgender Erklärung:

 Die Sigbee-Salzschicht: labile Zone im Golf von Mexiko (Bild entnommen aus: "Prospectivity of the Ultra-Deepwater Gulf of Mexico", Columbia Universität)

 

 

 

"Die Sigbee-Salz-Schicht (weiß) bezeichnet das ultratiefe Wasser an der Grenze des Kontinentalsaums und dem tiefen Becken des nördlichen Golfs von Mexiko. Sein Südende wird durch einen Abhang von 800 Metern markiert und die gesamte Salzschicht bewegt sich um mehrere Zentimeter pro Jahr südwärts bergab."

Und auf Seite 7 des Reports: "Die im ultra tiefen Seewasser befindlichen Faltungsgürtel des nordwestlichen Golfs von Mexiko vor den Küsten von Texas und Louisiana stellen die längsten dieser antiklinalen Strukturen2 dar, in welchen sich supergigantische Hydrocarbon-Lagerstätten befinden könnten. Jeder objektive Horizont hat einen ungefähren vertikalen Einschluss von 2.000 Metern. Derart beschaffen enthalten die antiklinalen Strukturen volumetrische Einschlüsse, die um ein Vielfaches größer sind als Ekofisk, das größte Ölfeld in der Nordsee. [Hervorheb. in fett durch d. Aut.] Die Nordsee hat bis heute [2001] ungefähr 10 Millarden BOE produziert."

Der Golf von Mexiko ist eine Region unserer Erde, die nicht nur sehr sensibel, sondern überdies noch äußerst schwierig einzuschätzen ist

Dann auf Seite 11: "Das Kohlenwasserstoff-Gemisch ist ziemlich ausgeglichen zwischen Öl und Gas. Viel des freien Gases, das im ultratiefen Seewasser bisher entdeckt wurde, ist bakterielles Methan, obwohl große Ansammlungen von Thermalgas im Tiefseewasser der Viosca Knoll-Gebietes getestet wurden."

Der Golf von Mexiko ist dafür bekannt, dass er sogenannte „Seeps“, also Sickerstellen3, hat, aus denen natürlicherweise Öl und Gas austreten. Dies kann man durch Satellitenfotos belegen, da die Stellen, an denen Öl ausgetreten ist, das Licht anders reflektieren.

Wir haben es hier also mit einem Region unserer Erde zu tun, die nicht nur sehr sensibel, sondern überdies noch äußerst schwierig einzuschätzen ist.

Auch nach zwei Monaten ist kein Ende einer der größten Naturkatastrophen aller Zeiten in Sicht, es melden sich jedoch Fachleute zu Wort, die eine Lösung anzubieten haben:

In einem Fernsehinterview mit Bloomberg TV äußert der Gründer des „Ocean Energy Instituts“, Matthew Simmons, kürzlich die Ansicht, man habe einen gigantischen Ölsee angezapft. Da die Einfassung des Bohrloch zerstört sei, jedenfalls nicht mehr funktioniere, ströme das Öl mit einem solchen Druck hoch, dass nur noch der Einsatz einer kleinen Atombombe helfen könne – andernfalls würde der Ölvulkan im Golf von Mexiko womöglich "30–40 Jahre lang" sprudeln!

Brennendes Methanhydrat sieht aus wie brennendes Eis oder Esbitwürfel (Bild: Wikimedia Commons)

Dies ist ein äußerst erschreckendes Szenario, denn Simmons, obwohl Fachmann, geht mit keinem Wort darauf ein, welche Auswirkungen eine "Mini Nuke" auf die Methanhydrate haben könnte, die ja bei Wärmeeinwirkung in der Umgebung leicht schmelzen könnten, wobei Methan freigesetzt würde, was leicht entzündlich ist …

"Zum ersten Mal wurde eine unterirdische Atomexplosion benutzt, um einen brennenden Gasbrunnen, der nicht mehr zu kontrollieren war, zu löschen"

Was sich wie eine Horrorstory anhört, ist vielmehr in Russland schon fünfmal angewendet worden: Die „Komsomolskaja Prawda“ brachte am 3. Mai 2010 einen Bericht, aus dem hervorging, dass man in der Sowjetunion in der Vergangenheit in Notsituationen mit unkontrollierbarem Ölausströmen zu dieser Maßnahme gegriffen hatte.

"Zum ersten Mal wurde eine unterirdische Atomexplosion benutzt, um einen brennenden Gasbrunnen, der nicht mehr zu kontrollieren war, zu löschen; das war am 30. September 1966 in Urt-Bulak (80 km von Buchara entfernt). Die Bombe entsprach 30 Kilotonnen. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von ca. 20 Kilotonnen. Aber sie wurde in Höhe von 600 m gezündet; die Bombe in der Nähe von Buchara wurde in einer Tiefe von 1,5 km unterirdisch zur Detonation gebracht."

Die Theorie zur Bombe ist simpel: Sie soll das Gestein um das Bohrloch bzw. die Lecks schmelzen und zusammenpressen, sodass diese verschlossen werden. Der angeführte Bericht sagt auch, dass diese Nuklearwaffen bis 1979 eingesetzt wurden und sie manchmal der dreifachen Sprengkraft einer Hiroshima-Bombe entsprochen hätten! Er erinnert allerdings auch daran, dass es 1972 in der Region Charkow zu einem Versagen einer Vier-Kilotonnen-Bombe kam, die in 2 km Tiefe gezündet worden war: Ein Atompilz stieg auf, das Ausströmen von Gas jedoch konnte nicht gestoppt werden. Die gigantische Gasfontäne brannte noch lange Zeit mit ungeheurem Lärm weiter. Der Artikel schätzt die Möglichkeit des Versagens einer Atombombe im Golf von Mexiko auf 20 % ein.

Und weiter: "Natürlich nutzten wir diese 'friedliche' Nuklearexplosion auf dem Land, die Amerikaner müssten es dagegen auf See machen – unter Wasser – wo die Ozeantiefe 1500 m erreicht. Aber es gibt vom Prinzip her keinen Unterschied: Man müsste immer noch einen weiteren Brunnen bohren, genauso wie im Spielfilm 'Amageddon' mit Bruce Willis, der den Driller spielt. Die Berechnungen müssen genau durchgeführt werden. Aber da wäre Hoffnung: Die USA haben viele kluge Wissenschaftler und potente Computer. Und Russland könnte helfen. Einige unserer friedlichen atomaren Abbruchexperten sind noch am Leben."

Die Sowjetunion soll zwischen 1966 und 1988 nicht weniger als 100 Atombomben „für friedliche Zwecke“ zur Explosion gebracht haben, einige Quellen sprächen sogar von 124 oder gar 169

Der Prawda-Artikel vermerkt ferner, dass die Sowjetunion zwischen 1966 und 1988 nicht weniger als 100 Atombomben „für friedliche Zwecke“ zur Explosion brachte, einige Quellen sprächen sogar von 124 oder gar 169. „Dabei sind die militärischen Nuklearwaffen-Tests nicht inbegriffen.“

Sollte das Auftauchen von Militärspezialeinheiten und privaten Sicherheitsfirmen wie Wackenhut an der betroffenen Küste schon eine solche Maßnahme einleiten? Der Augenzeugenbericht des Dokumentarfilmer James Fox (bei Veritas Show mit Mel Fabregas) lässt solche Gedanken aufkommen.

Es stellt sich auch die Frage, ob es nicht sehr wohl grundlegende Unterschiede zu den russischen Atombomben zur Bekämpfung von unkontrollierbaren Ölströmen gibt. Was würde z. B. mit dem Methangas passieren? Und: Es wurde noch nie eine „Antiölpest“-Atombombe am Seeboden, zumal in einer tektonisch instabilen Zone, gezündet. Unter Umständen würde der ohnehin poröse und im Verhältnis zur kontinentalen Erdkruste dünnere Seeboden kollabieren und eine gigantische Tsunami-Welle auslösen.

Ist die Ölpest im Golf von Mexiko zwar ein Desaster, aber doch ein begrenztes, das uns Europäer nichts angeht? Werfen wir einmal einen Blick auf eine Landkarte, in der der Golfstrom eingezeichnet ist (Bild unten).

 Wird der Golfstrom seit der Ölkatastrophe zum Unheilbringer für Europa? (Bild: Wikimedia Commons) 

 

 

 

Das Satellitenbild veranschaulicht den Verlauf des Golfstroms, der bekanntlich der große Lebensspender ist, indem er z. B. Island überhaupt erst bewohnbar macht, aber auch England ein angenehmes Klima beschert, ebenso den skandinavischen Ländern.

Anhand dieses Schemas lässt sich unschwer erkennen, dass die Umweltkatastrophe nicht auf den Golf von Mexiko zu begrenzen sein wird, wenn es nicht gelingen sollte, den Ölvulkan zu stoppen.

Welche Folgen eine fortdauernde Ölpest speziell auch für die Küsten haben wird, an denen der Golfstrom vorbeizieht, möchte man sich lieber nicht ausmalen.

 

ANMERKUNGEN:

  1. siehe dazu auch: www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/256107/
  2. antiklinale Strukturen: Aufwärtswölbungen von geologischen Schichten durch seitlichen Druck
  3. Ein durch einen Bohrunfall im November 1990 verursachtes Methan-Leck (verantwortlich damals war die Firma Mobil Oil, heute Exxon Mobil) befindet sich in der Nordsee, vor unserer Haustüre also. Seither strömen dort große Mengen des Gases aus. In Turkmenistan soll aus einem falsch gesetzten Bohrloch nach einer Explosion sogar seit mittlerweile 39 Jahren Methan entweichen, welches permanent abgefackelt wird. Der Krater, der die Fläche eines Fußballfeldes hat, trägt bezeichnenderweise den Namen "Tor zur Hölle" ...