Von JOHANNES ROSENBERG
Die häufigste Kritik der Wissenschaft an der Homöopathie betraf bislang vor allem die Potenzierung der Lösungen. Immer wieder wurde darauf hingewiesen (allen voran durch die Universität Marburg mit ihrer Erklärung „Die Homöopathie ist eine Irrlehre!“), dass kein bekanntes Naturgesetz die Wirkung einer Lösung erklären könne, in der kein Molekül des Stoffes mehr enthalten ist, der aus konventioneller Sicht einzig und allein für den Heilungsprozess verantwortlich gemacht werden kann.
Zwar gibt es zahlreiche statistische Untersuchungen über die Wirkung homöopathischer Mittel; sie alle führten jedoch lange zu keinem eindeutigen Ergebnis. Mal zeigten sich Heilwirkungen, mal nicht – je nachdem, wer die Studie in Auftrag gegeben hatte. Der notgedrungene Verweis der Anhänger der Homöopathie auf die „naturwissenschaftlich nicht erklärbare“ Wirkung erschien da nur wie ein letzter verzweifelter Versuch, der jedoch nicht verhindern konnte, dass das um 1810 von dem Arzt und Chirurg Samuel Hahnemann (1755–1843) entdeckte homöopathische Prinzip wissenschaftlich nicht akkreditiert wurde. Doch gleich drei aktuelle Studien deuten nun darauf hin, dass sich hochverdünnte Lösungen anders verhalten, als bisher angenommen wurde. Die Ergebnisse bieten erste Erklärungsansätze, wie Homöopathie funktioniert, und befreien so die Praktiker aus der Beweisnot. (...)
In Ausgabe 2-2004 werden die Erkenntnisse des südkoreanischen Kwangjuan Institute (November 2001, die des Schweizer Chemikers Louis Rey (Juni 2003) sowie die neueren Studien des Instituts für Pharmazie der Universität Leipzig vorgestellt und diskutiert.