Von GISELA HAGEMANN
Es gibt heute eine kaum überschaubare Anzahl von Kreativitätstechniken. Die bekannteste Methode ist sicherlich das von Alex F. Osborn Anfang der 1950er entwickelte Brainstorming (engl.: Sturm im Gehirn). Im Volksmund hat der Begriff eine inflationäre Verwendung gefunden. Immer wenn Menschen zusammenkommen, um etwas gemeinsam zu besprechen, machen sie ein „Brainstorming“ – meist ohne die Regeln zu kennen oder anzuwenden. (...)
Alle Kreativitätsmethoden dienten nie zur Findung, sondern lediglich zur Generierung von Ideen, meint der Frankfurter Unternehmensberater Arno Dirlewanger. Ein entscheidender Unterschied, denn wir musterten alle Ideen, die uns die unterschiedlichen Verfahren – von Brainstorming bis Synektik – lieferten, stets mit der heimlichen Messlatte einer „Jahrhundertidee“. Doch keine der Methoden sei in der Lage, einen Geniestreich auf den ersten Blick als solchen erkennen zu lassen. Dirlewanger weiter: „Die Idee des ungenügenden Klebens war generiert, aber es bedurfte noch der besonderen Sichtweise und Hartnäckigkeit von Arthur Fry von 3M, in der unscheinbaren Idee das ganze Potenzial zu erspüren.“ Das Zauberwort heiße Vorstellungsvermögen und Fantasie. In Innovationsworkshops setzt er daher gern Verfahren wie die inverse Bewertung, die Star-Trek-Bewertung oder die Leader-Strategie ein, mit denen es möglich sei, Ideen bewusst weiterzuverfolgen, die vom Expertenkomitee „nicht auf den ersten Blick für gut befunden werden und weit weg vom bisherigen Denkhorizont sind“. (...)
Der Sachbuchautor und frei praktizierende Psychologe Ulrich Beer aus Eisenbach (Hochschwarzwald) ging der Frage nach, ob nicht letztlich Faulheit die Vorbedingung aller Kreativität sei. Wären wir nicht zu faul zum Laufen gewesen, so Beer, wären Fahrrad und Auto wohl nie erfunden worden. Wären wir nicht zu faul zum Schreiben gewesen, gäbe es weder Buchdruck noch Schreibmaschine oder Computer. Dean Keith Simonton von der University of California hingegen ist zu der Überzeugung gelangt, dass Kreativität erst durch den Prozess des Handelns entstünde. In jedem Berufszweig, den Simonton im Rahmen mehrerer Studien untersuchte, zeigte sich dasselbe Ergebnis: Kreativität hängt von der Menge an getaner Arbeit ab. Ob Wissenschaftler, Künstler, Schriftsteller oder Erfinder – Genies wie Leonardo da Vinci oder Pablo Picasso hatten keine höhere Trefferquote als ihre Berufsgenossen. Sie waren einfach nur produktiver – mit dem Resultat, mehr Erfolge, aber auch Misserfolge aufweisen zu können. Fleiß sei es demnach, was Genies von anderen unterscheide. (...)
Den vollständige Text – samt einem strukturierten Überblick über wichtige Kreativitätstechniken von den Denkhüten bis hin zur Walt-Disney-Methode – finden Sie in zeitgeist-Ausgabe 1-2006.
LITERATUR:
LINKS: