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Das Phänomen Tesla: Paradebeispiel für die Entstehung von Wissenschaftsmythen (Teil 1)

Das tragische Schicksal eines ewigen Migranten

Von IVICA KOSAK

Nikola Tesla – für viele der Inbegriff des begnadeten Wissenschaftlers, Visionärs und Gutmenschen. Was er nicht alles erforscht und bewirkt haben soll! Als erster den Wechselstrom nutzbar gemacht, das Radio erfunden, Neutrinos und Röntgenstrahlen (mit-)entdeckt – ja sogar die Tunguska-Katastrophe gehe als „Strahlungswaffenunfall“ auf sein Konto. Nikola Tesla mutierte so auch zum Liebling der grenz- und pseudowissenschaftlichen Szene. Doch wer war er wirklich? Was war sein Hintergrund? Der Autor dieses Beitrags, kroatischer Landsmann des „Superwissenschaftlers“, hat sich vor Jahren aufgemacht, den echten Tesla und sein Lebenswerk zu ergründen. Hier seine ernüchternde Bilanz. 

Artikelauszug: vollständiger Text in zeitgeist-Printausgabe 30

Der Autor am Denkmal Teslas in Zagreb (2006)

Der Encyclopedia Britannica zufolge war Nikola Tesla ein amerikanischer Erfinder, geboren am 9./10. Juli 1856 in Smiljani, Österreich-Ungarn (heute: Republik Kroatien), und gestorben am 7. Januar 1943 in New York. Nach ihm ist „das Tesla“, die physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte benannt. Seine Popularität reicht bis heute so weit, dass die UNESCO den 10. Juli 2006, seinen 150. Geburtstag also, als internationalen Gedenktag ausrief. Teslas unzweifelhafte Erfolge in der Ingenieurtechnik waren jedoch begleitet von Irritationen und Missverständnissen.

Weiße Flecken in der Geschichte dieses Mannes und andere Ungereimtheiten lassen zudem reichlich Platz für Spekulationen. So gab Tesla in Gegenwart von Journalisten gerne an, literaturbewandert zu sein und sogar selbst Poesie verfasst zu haben. Doch existieren weder Bücher noch sonstige Veröffentlichungen unter seinem Namen. Tesla umgab bereits zu Lebzeiten eine „Aura des Magischen“, die er bei Showexperimenten genüsslich auskostete. Und damals wie heute gab es Unternehmer, die mit Tesla und dessen Nimbus windige Geschäftsideen zu vermarkten suchten. (...)

Nikola Tesla betonte lebenslang, dass die Legenden, Mythen und Heldensagen aus seiner Heimat für ihn geradezu schicksalhaft gewesen seien. So lässt sich seine zeitweise blühende Fantasie vielleicht u. a. auch mit den erlebten, nicht enden wollenden Schrecken des Krieges erklären, denen er mittels Heilsversprechungen neuer Technologien, wie etwa der Nutzbarmachung „Freier Energie“, zu begegnen suchte. Er sah es als eine Lebensaufgabe, an der Lösung der Konflikte mitzuwirken, und flüchtete in eine Welt des scheinbar Machbaren, in Spekulationen über technisch Realisierbares. (...)

In dem biografischen Werk „My Inventions“, niedergeschrieben von dem Journalisten Harry Winfield Secor als Essenz von Kamingesprächen mit Tesla, wird von dessen Erwähnung der Novelle „Abafi“ des ungarischen Schriftstellers Miklós Jósika berichtet. Die serbische Übersetzung habe ihn so radikal beeinflusst, so Tesla, dass er sein Leben danach ausgerichtete. (...).

Mehr über die nebulöse Herkunft Tesla, dessen Werdegang und die Einflüsse, die ihn prägten, lesen Sie in Ausgabe 30.

 

LITERATUR

 

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