Technologien wie Bluetooth, WLAN und Infrarot könnten schon bald überholt sein. Der nächste Schritt in der Entwicklung kabellosen Datenaustauschs erschließt einen neuen Faktor als Schnittstelle: den Menschen. Was auf den ersten Blick noch utopisch anmutet, wird als logische Konsequenz gängiger Systeme bereits auf Brauchbarkeit getestet. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der menschliche Körper von einem elektrischen Feld ("Aura") umgeben ist, und genau dessen Leitfähigkeit wird sich zunutze gemacht. Einfache Aktionen wie Berühren, Greifen sowie Daraufsetzen oder -stellen sollen künftig genügen, ein temporäres Netzwerk aufzubauen und z. B. auf Messen durch Handschlag Telefonnummern einzusammeln – Böden, Möbel, Einrichtungsgegenstände, selbst Schalter, Türgriffe oder Drehkreuze werden zu Übertragungsmedien, sofern sie aus leitendem Material wie etwa bestimmten Metallen bestehen. Wie so oft war es der liebe "Zufall", der zu der Entdeckung des so genannten "Human Area Network" (auch Personal bzw. Body Area Network genannt) führte. Thomas G. Zimmerman, der Erfinder des ersten Datenhandschuhs, hatte bei Messungen, die dazu dienten, das Spiel eines Cellisten näher zu analysieren, beobachtet, dass die Hand des Musikers störende Interferenzen erzeugte. Die Versuchsanordnung brachte ihn auf die Idee, den menschlichen Körper mit relativ geringem Aufwand selbst in eine Antenne zu verwandeln. Inzwischen befassen sich einige Firmen und Forschungseinrichtungen, darunter auch das Fraunhofer-Institut, mit der Thematik. Ganz vorne dabei ist der japanische Telekommunikationsriese NTT, der im letzten Jahr bereits breite Feldversuche gestartet hat. Übertragungsraten von bis zu 10 Megabit seien keine Utopie, so das Unternehmen, welches das System 2006 zur Marktreife führen will. Damit könnten auch größere Musik- oder Bilddateien zügig übermittelt werden. Mit NTTs neuester Entwicklung "RedTacton" soll es sogar möglich sein, Holz, Glas und Kunststoffe, also elektrisch neutrale Materialien, in Datenleiter umzufunktionieren und den Kontakt selbst durch Kleidung und Schuhe hindurch herzustellen. Die Anwendungsmöglichkeiten würden schier ins Unendliche reichen: Türöffnen durch Handauflegen, Datenkommunikation unter Wasser, völlig neuartige Operationsverfahren. Ob sich die Technologie jedoch am Markt durchsetzen wird, muss sich noch zeigen: Wissenschaftlich ungeklärt ist bislang, welche gesundheitlichen Risiken damit verbunden sein könnten. Auch in punkto Datenschutz und Datensicherheit sind noch viele Fragen offen. Oder möchten Sie etwa in nicht allzu ferner Zukunft durch versehentliches Anrempeln im Linienbus ihre Bank-PIN ungewollt weitergeben?
(QUELLEN: www.spiegel-online.de, www.golem.de, www.heise.de)