zeitgeist auf Telegram

Das aktuelle Heft

zeitgeist-Newsletter

Edition H1 (Kunstbuch)

Anzeige(n) Alfahosting - Homepage-Baukasten

Regiogelder im Umbruch: Mehr und mehr Initiativen setzen auf Leistungsdeckung

In der Regiogeld-Landschaft zeichnet sich ein neuer Trend ab: mit der DeMark in Dessau, der Gogo-Edition des VolmeTalersin Hagen, der Havelblüte in Potsdam, der Augusta in Göttingen oder der Oderblüte in Schwedt wurden jüngst Regiogelder gegründet, die auf Leistungsdeckung bauen, also ohne hinterlegte Euros auskommen. Weitere Vertreter dieses Typs stehen in den Startlöchern, so die Hansemark in Hamburg, der Elbtaler in Dresden und die Spreeblüte in Berlin. Warum Leistungsdeckung, und welche Vorteile erhoffen sich die Initiatoren daraus? Herkömmliche Regiogelder, die als komplementäre Währung in strukturschwachen Gegenden helfen sollen, den Handel anzukurbeln (vgl. zeitgeist-Ausgabe 1-2007), leiden häufig darunter, dass nur Idealisten sie nutzen. Für die breite Masse sind die eingeschränkte Zahl der Annahmestellen, umständliche Handhabung, fehlende Verzinsung von Sparanlagen und Zusatzkosten durch die Umlaufsicherungsgebühr Grund, Abstand zu nehmen. Nach Ansicht Theophil Wonnebergers von der Berliner Spreeblüte liegt das eigentliche Problem der eurobasierten Regionalwährungen jedoch woanders: „Nur mit bereits vorhandenen Euros bekommt man Regios: Es entsteht keine neue Kaufkraft, kein neuer Schwung für die Wirtschaft. Die eingetauschten Euros werden nämlich oft stillgelegt oder am internationalen Kapitalmarkt angelegt, was beides sicher nicht im Sinne des Regionalgedankens ist.“ Leistungsgedeckte Regios dagegen heben die Nachteile der Eurodeckung auf: Durch die teilnehmenden Unternehmen selbst geschaffen, werden sie zusätzlich zum Euro in Umlauf gebracht. Ihre Deckung erhalten sie durch das – in der Regel vertraglich verbriefte – Versprechen der Unternehmen, für das neue geschaffene Geld entsprechende Mehrleistungen zu erbringen. Der Hauptnutzen liege in der zusätzlichen Liquidität: Das „Extrageld“ ermöglicht den Anbietern ein Mehr an Umsätzen, erhöht die Kaufkraft in der Region und eröffnet die Perspektive auf mehr Arbeitsplätze. Die Zukunft wird zeigen, ob die jüngste Generation der Regiogelder tatsächlich eine echte Alternative darstellt oder wie ihre eurogedeckten Vorgänger allenfalls als „Marketing-Gag für eine Region“ (Egon W. Kreutzer) taugt.

→ Dieser Beitrag erschien in zeitgeist-Printausgabe 28 (1-2008).