Darwin Award und Ig Nobel: Preise für die größte „Meise“

Von THOMAS RÖTTCHER

Erfolgreich zu sein muss nicht automatisch bedeuten, glücklich, reich und gesund zu sein. Es gibt auch ganz andere „Erfolge“; zwei Beispiele mögen dies verdeutlichen. Bereits seit 1994 wird – zwangsläufig posthum – der so genannte „Darwin Award“ verliehen, und zwar an die dümmsten (oder sollte man eher sagen: kreativsten?) Methoden, aus dem Leben zu scheiden – frei nach dem berühmten Evolutionsbiologen, der bekanntlich postulierte, dass nur die Bestangepassten überleben. Die Jury betont, dass denjenigen applaudiert werde, „die alles in dem Versuch gegeben haben, unseren Genpool zu verbessern“. Ein wahre Fundgrube für Morialogen: Wissenschaftler, die sich mit der Dummheit befassen. Für den Award nominiert waren z. B. ein dänischer Fußballfan, der ums Leben kam, als er aus dem Dach eines fahrenden Doppeldeckerbusses stieg und von einer Brücke erschlagen wurde, weiter ein Opernsänger, der statt des frühmorgens klingelnden Telefons seinen daneben liegenden Revolver vom Nachttisch griff, oder ein Kroate, der zu Silvester Feuerwerkskörper herstellen wollte und dazu mit der Kettensäge eine Handgranate zerteilte. Ganze Litaneien weiterer grotesker Todesarten finden sich auf der offiziellen Homepage unter www.darwinawards.com/deutsch. Nicht weniger skurril ist der „Ig-Nobel-Preis“ – für die renommierte Zeitschrift Nature „unbestreitbar der Höhepunkt des Wissenschaftskalenders“. Angelehnt an den schwedischen Nobelpreis, werden hier seit 14 Jahren – ganz im Gegenteil zum berühmten Vorbild – die sinnlosesten Forschungen prämiert (www.improb.com/ig/ig-top.html): 2004 kürte die Jury unter anderem zwei US-Forscher für ihre Hochschulstudie „Der Einfluss von Country Music bei Selbstmorden“, den Vatikan für das „Outsourcen“ von Gebeten nach Indien sowie einen kanadischen und einen amerikanischen Wissenschaftler für ihre Untersuchungen der „Koordinierungsmodi bei der multisegmentalen Dynamik des Hula Hooping“. Die meisten der „ausgezeichneten“ Forscher scheinen es mit Humor zu nehmen – und erschienen persönlich zur Preisverleihung.

→ Dieser Beitrag erschien in zeitgeist-Printausgabe 1-2006.