Joe düst mit dem Auto über den Strand. Die Leute winken ihn aufgebracht beiseite. Doch er zieht das durch, fast übermütig. Auf der Motorhaube des Wagens sitzt sein kleiner Sohn Artie und schreit vergnügt gegen den Wind. Verrückt, so was zu tun. „Ich weiß nicht, ob ihr schon mal eine Karte vom menschlichen Geist gesehen habt. Ärzte zeichnen manchmal Skizzen von Körperteilen, und die eigene Karte kann ausgesprochen interessant sein. Aber sieh Dir an, wenn einer der Doktoren versucht, die Karte vom Geist eines Kindes zu zeichnen, der nicht nur verworren ist, sondern auch ständig in Bewegung. Es gibt Zickzacklinien darauf, genau wie eure Fieberkurven. Und das wahrscheinlich Straßen auf der Insel. Denn Nimmerland bleibt mehr oder weniger eine Insel.“
The Boys are back ist die Geschichte einer Ausnahmesituation. Es geht um den Tod, was er herausnimmt aus einem Leben, was er zurückgeben kann. Joe (Clive Owen), ein erfolgreicher Sportreporter, verliert seine junge schöne Frau unerwartet durch Krebs. Plötzlich muss er allein für den sechsjährigen Artie (Nicholas McAnulty) sorgen, und Teenager-Sohn Harry (George MacKay), den er in einer früheren Ehe zurück ließ, will seinen Vater gerade jetzt wiedertreffen. Eigentlich kann Joe das gar nicht, fühlt sich unzulänglich in seiner Rolle. Und Artie kann es genauso wenig. Aber das Leben kann es. Menschen zurücklassen ohne Ehefrau, ohne Mutter, ohne Vater – jeder erlebt seinen ganz persönlichen Verlust, in erstaunlich feinen Nuancen. Alle werden zu Neuanfängern. Genau so sieht es in Joes Küche von nun an aus.
Der Film zeigt die Zerbrechlichkeit der Menschen, die Dimensionen von Traurigkeit und Fragen hinter der Fassade, die Sprachlosigkeit, insbesondere der Kinder. Er hat gleichermaßen etwas Wildes. Aus dem Verlust kämpft sich in allen Beteiligten Neues ans Licht. Kraft bekommt der Film in brillant fotografierten Bildern, aufgenommen in Südaustralien und England, und in den stillen Momenten, in denen die Augen und Gesten der drei männlichen Hauptdarsteller, allesamt ausdrucksstark und authentisch besetzt, ohne Worte erzählen. Dazu gibt es die ungewöhnliche Musik von Sigur Rós, eine Art Musik aus dem inneren Nimmerland, gekonnt eingesetzt und schön. Ein unspektakulärer, sehenswerter Film. „Tja, das sind wir nun. Ein Vater und zwei Söhne in einem Haushalt ohne Frau. Wie ein jahrelanges Experiment auf einem Satelliten, frei von allen irdischen Einflüssen.“