Vom Do-be-do unserer Existenz

Woher weiß ich, wer ich bin? Gibt es Moral im Gehirn? Darf man Tiere essen? Solcherart Fragen stellen sich die einen beim Lesen vielleicht erstmals in ihrem Leben, für andere sind sie existenziell, Bestandteil täglichen Bewusstseins. An Prechts oberflächlich tiefgründigem Buch müssen sich die Geister scheiden.

Seine „philosophische Reise“ ist fleißigst zusammengetragen, allgemein verständlich, amüsant und multiperspektivisch angelegt. Erzählerisch streift der Autor die Kernaussagen einer Vielzahl bedeutender Denker und Wissenschaftler, dramaturgisch aufbereitet mit geschickt eingepassten biografischen, häufig emotionalisierenden Details. Komplexe Erkenntnisse auf ein, zwei Punkte verknappend, verknüpft er Philosophie mit Forschungsergebnissen insbesondere der Neurobiologie und Hirnforschung.

Zusammenstellung und Kapitelüberleitungen zeigen Prechts Talent zum echt sympathischen Schreibunterhalter, doch fehlt es öfter an Stimmigkeit sowie Konsequenz in der Argumentation. Wer belesen ist, wird fachlich nicht viel Neues mitnehmen. Am Ende fühlt man sich, als sei man gerade aus einem rasant inszenierten Raum-Zeit-Flug durch Wissenschaft und Ethik ausgestiegen, währenddessen man hier und dort einen Blick auf bekannte Sterne durch unbekannte Fenster werfen durfte. Das hat durchaus Gedanken aufgewirbelt. Doch wieder gelandet, bleibt nur heißer Wind – und im Anhang des Buches ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis.

Titel: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?
Untertitel: Eine philosophische Reise
Autor: Richard David Precht
Jahr: 2007
Verlag:
Goldmann Verlag
Genre: Sachbuch
Aufmachung:
400 Seiten, broschiert

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