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Edition H1 (Kunstbuch)

"Kopimi" als Religion anerkannt: Filesharer in Schweden landen Riesencoup

„Kopimi“ als Religion anerkannt: Filesharer in Schweden landen Riesencoup

Datenpiraterie ist ein weltanschauliches Konzept – davon jedenfalls sind nicht wenige „Filesharer“ in Schweden überzeugt. Konsequenterweise gründete sich dort 2010 eine Glaubensgemeinschaft, die „Church of Kopimism“, welche von den skandinavischen Behörden nun im dritten Anlauf offizielle Anerkennung erfährt.

Der Name „Kopimi“ (angelehnt an „copy me“: kopiere mich) geht wohl zurück auf das gleichnamige satirische Manifest der Macher des Download-Portals „The Pirate Bay“, deren Inhaftierung in Schweden seinerzeit als Protestreaktion zur Gründung der Piratenpartei führte, welche heute in über 60 Ländern vertreten ist.

Ernst hingegen ist es auch den Anhängern der Kopimisten-Kirche. 3000 Mitglieder soll sie inzwischen haben, berichtet Zeit online. Viel zu wenig, meint deren "spiritueller Führer", der 20-jährige Philosophiestudent Isak Gerson. Die Zahl der Gläubigen dürfte tatsächlich um ein Vielfaches höher liegen.

Seit der Offizialisierung ist den Kopimisten das Predigen illegalen Downloads jetzt erlaubt, der Akt als solcher jedoch weiterhin nicht. Information ist in dieser neuen Kirche heilig, und Kopieren gilt als Sakrament. Auch entsprechende Symbole dürfen nicht fehlen. Dazu gehören etwa die Befehle „Strg c“ und „Strg v“. Weiterhin sollen regelmäßig religiöse Feiern, sogenannte „Kopier- und Remix-Rituale“, abgehalten werden.

Der Run auf die Kirche ist groß, weswegen der Website-Server momentan offline ist, wie eine Nachricht auf der Homepage vermeldet: „We have been slashdotted, and are therefore temporarily showing a static webpage. If you are interested in becoming a member, please revisit us in a couple of days when the storm has settled.“

Könnte Kopimi sich in Kürze auch in Deutschland etablieren? Als „Auffangbecken“ all der Konfessionslosen und Kirchenaustrittswilligen? Die Chancen stehen nicht schlecht. Böse Zungen haben auch schon einen Patriarchen im Sinn: Baron zu Guttenberg. Dazu müsste dieser zunächst konvertieren. Das jedoch sollte das kleinste Hindernis darstellen.  


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