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Wird „Fabbing“ unsere Wirtschaft revolutionieren?

Warum können Drucker Powerpoint-Präsentationen ausdrucken, aber keine Handyschalen? Warum kopiert man im Copyshop Diplomarbeiten, aber keine Tupperdosen? Unter dem Begriff „Rapid Prototyping“ wurde bereits in den 80er-Jahren ein Verfahren bekannt, das am Computer erzeugte Modelle in reale, dreidimensionale Gegenstände verwandelt. Vergleichbar mit der Funktionsweise einer Klebstoffpistole wird der Rohstoff anhand eines 3-D-Druckers schichtweise aufgebaut. Noch kann man nicht alle denkbaren Materialien verwenden, zum Einsatz kommen hauptsächlich bestimmte Kunststoffe und Metallpulver. Heute liegen die Einsatzgebiete des „Rapid Prototyping“ in der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt und vor allem in der Medizintechnik zur Herstellung von Hörgeräteschalen oder Kniegelenken. Bald könnte diese Technologie auch die heimischen Wohnzimmer erreichen: „Personal Fabrication“, oder kurz „Fabbing“, erlaubt die Herstellung von personalisierten Alltagsgegenständen in Heimproduktion. Erfinder am legendären Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben ein Hightech-Gerät erfunden, das Tassen, Teller und Schüsseln auf Knopfdruck produziert. Die Dinge halten sich nach Angaben der MIT-Vordenker die meiste Zeit als digitale Daten im Rechner auf. Sie werden nur dann in eine feste Form überführt, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Wird dieser „Geschirrmacher“ künftig den Geschirrspüler ersetzen? Szenarien verschiedenster Couleur sind denkbar. Andreas Neef, Zukunftsforscher und Mitautor des Buches „Vom Personal Computer zum Personal Fabricator“ (Hamburg 2006), befasst sich schon seit geraumer Zeit intensiv mit dem Thema Fabbing und wie sich diese Technologie auf Unternehmensalltag und Privatleben auswirken wird. Im Personal Fabricator liegt nach Meinung der Autoren eine innovative Kraft, die allein mit dem Siegeszug des PC vergleichbar ist. Vorstellungs- und Bedürfniswelten der Kunden könnten zukünftig in reale Unikate umgesetzt werden. Vom Ersatzteil bis zum Maßschuh. Bevor der Personal Fabricator tatsächlich im Eigenheim zum Einsatz kommt, müssen jedoch noch einige Hürden überwunden werden. Kritische Werkstoffeigenschaften wie Gesundheits- und Umweltverträglichkeit sind notwendige Voraussetzungen, um das Verfahren zu etablieren. Dazu kommen finanzielle Faktoren und vor allem die Barrieren in den Köpfen der Konsumenten und Konstrukteure. Eines ist jedoch gewiss: Für Unternehmen bedeutet das: Umdenken.

→ Dieser Beitrag erschien in zeitgeist-Printausgabe 25 (2-2006).